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Die Musik, das Universum & der ganze Rest
Freilich hätten es sich die zwei einfach machen können. Mit dem Namen. Baumgartner & Vogl, das wirkt nicht schlechter gestrickt als Simon & Garfunkel, Seiler & Speer, Kruder
& Dorfmeister oder Pizzera & Jaus. Zumal es sich hier – zumindest partiell – um Seelenverwandte handelt. Aber Sie merken schon: wir haben es hier mit Querschädeln zu tun. Es musste etwas her, womit sich – zwischen der Großkotzigkeit des Pop-Geschäfts und dem Augenzwinkern einer Vorstadt-Casanova-Karriere – das Revier markieren ließ, das man zuvor schon nicht zu knapp abgesteckt hatte. So hießen Baumgartner & Vogl fortan: Die Wödmasta.
Die Wödmasta sind also ein Duo. Eines, das aus seinem Drang nach vorn und nach oben keinen Hehl macht. Weltberühmt bereits in Favoriten, den Weiten des Wienerwalds und in verstreuten Gaststätten zwischen Hollabrunn und Stockerau (weitere Orte werden folgen, mit Garantie). Die Wödmasta sind, dem archetypischen Österreicher gleich, Meister in so ziemlich jeder Disziplin. Oder, wie man in ihrer Hood sagt: in eh fast allem. Melodien, Harmoniegesang, G’schichtldrucken die Maggi-Würfel ihrer Suppe. Die Wödmasta erzählen Geschichten vom Raufen, der Liebe, vom Saufen, dem kleinen Glück im Großen, dem Scheitern und Wieder-Aufstehen. Vertonte Fortsetzungsromane, mit denen sie der geschundenen österreichischen Seele ein Stück Würde und Hoffnung zurückgeben.
Hinter dem Projekt stecken zwei Fixsterne der heimischen Musikszene (ihre Nachnamen kennen wir schon): Roland Vogl & Dietmar Baumgartner. Ersterer spielt Gitarre in der Band von Wolfgang Ambros, letzterer würgt das Stromruder bei Alkbottle. Zusammen fanden sie anno 2016. Und zusammen verwandeln sie Pop-Klassiker der 70er und 80er Jahre in genuine Mundart-Hadern, schütteln live den einen oder anderen Austropop-Hadern aus dem Handgelenk, haben aber auch eigene Hits („Amsterdam“, „Den Wurschtl kann kana daschlogn“) im Talon. Nach zahlreichen Singles und der, in Zusammenarbeit mit Thomas Stipsits entstandenen EP “No Na Ned“, darf im Frühjahr 2020 das Debutalbum erwartet werden. Arbeitstitel: „Heast“. Mit im Studio stehen die Austro-Legenden Mischa Krausz (Fendrich, Dujmic, Bill, Heller, Morak...) am Bass und Wolfgang Luckner (Danzer, Die Seer..) an der Schiessbude. Dass diese Truppe ihr Handwerk nicht beherrscht, kann man ihr nicht nachsagen. In den Covid bedingten Live-Pausen 20 & 21 verwöhnen sie die stetig wachsende Wödmasta Fangemeinde auf den sozialen Netzwerken mit über 70 liebevoll ausgesuchten Liedern aus eigener und fremder Feder.
"Wann di da Teifl reit" das 2. Studio Album knüpft 2022 dort an wo der Vorgänger aufhört, legt an Schärfe & Tiefe noch „a Schäuferl noch“ und liefert mit seinen feingestrickten Mundart-Hadern wieder den sozialen Kitt und erquickend-treffsicheren Soundtrack in diesen bewegten Zeiten.
Werfen wir einen intensiveren Blick auf die zwei Wödmasta.
Roland Vogl
Foto: Ario Omidvar
Vogl, trieb schon im Kindesalter zur Tonspur von Kiss und AC/DC sein Bonanza-Rad durch die Floridsdorfer Gemeindebauten der Kreisky-Ära. Es keimte der Wunsch, selbst dem Rock’n’Roll zu frönen – folglich musste eine E-Gitarre her. Beeindruckt vom Punk und New Wave der frühen 80er wurde er Sänger und Frontman der Party-Mod-Sixties-Rocker The Losers, wenig später dann (und um einiges erfolgreicher) der Grunge-Formation Ballyhoo. MTV-Video-Airplay, Major-Plattenvertrag und internationale Auftritte inklusive. Mitte der Neunziger war dann Schluss. Unser Protagonist wechselt die Seiten und – diesmal als Techniker – die Saiten, für den Austropop-Adel nämlich. Vogl betreut Falco, Hansi Lang, Ostbahn-Kurti, Fendrich, die EAV und einige mehr, zuvorderst aber und bis heute Wolfgang Ambros. Als zweites Standbein erfüllt er sich einen langgehegten Wunsch und beschliesst, gemeinsam mit Spezi Czerny, den in die Jahre gekommenen „Wallensteinkeller“, eine Institution des 20. Wiener Gemeindebezirks, unter dem Namen “Shelter” zu neuem Glanz zu führen.
Aus dem Vogl wird ein Wirt, Tontechniker, Produzent, Songschreiber und DJ. Dann lockt einmal mehr die Musik. 2008 wird das Lokal verkauft und die Wienerlied-Partie Die feinen Herren gegründet. Im Zusammenspiel mit Wolfgang Ambros und Günter Dzikowski bei Ambros Pur kommen Gitarre, Baß und Lapsteel live zum Einsatz.
Und dann, anno 2016, treffen sich die Uralt-Hawara Baumgartner und Vogl zufällig im Sektor E des Happel-Stadions – und man beschliesst gemeinsam, Wödmasta zu werden
Dietmar Baumgartner
Foto: Ario Omidvar
Your turn, Mr. Baumgartner! Wenn du als Rotzbub in Klagenfurt den Traum hast, die Welt zu erobern, machst du zuerst eine Arschbombe in den Wörthersee und stellst dir dann die Frage: Eishockey-Crack oder Rockstar? Die Antwort lautet: solange es sich ausgeht – beides. Dann war es bald nur mehr die Musik. Erste semiprofessionelle Sporen wurden mit der Kärntner Kult-Band Beomora verdient, dann ging es ab nach Wien. Der Charme der Donaumetropole eröffnet sich dem Provinzler nicht gerade auf Anhieb – als Ballyhoo-Bassist Stefan Vischer das um ein paar Groschen singende abgemagerte Talent von der Strasse aufliest und in Salmannsdorf unterbringt, lernen sich die späteren Wödmasta Baumgartner und Vogl beim Heurigen (wo sonst? ) kennen und schätzen. Dann geht’s erst mal auf die Musikhochschule und für ein Zeiterl zu Peter Cornelius. Mit der Kabarettgruppe Bogner & Ludl und dem Rocktrio Ruediger stehen Major-Plattenvertrag, Tourneen und Support-Shows mit bekannten internationaler Acts ins Haus, nicht jedoch das nötige Kleingeld. So wechselt Baumgartner gegen Ende des Jahrtausends auf die Produzentenseite, um für das ORF-Radio Jingles und Werbespots zu fabrizieren. Zeitgleich sind Formationen wie Rudl ,the Gang und John Deer Live-Überdruckventile. 2006 steigt der Protagonist dieser Zeilen schließlich bei den Meidlinger Kultrockern Alkbottle ein, gründet mit Andi Gabauer und Werner Eichhorn die Freemensingers und betreibt fortan sein eigenes Tonstudio Sonar Music Productions.
Und dann, anno 2016, treffen sich die Uralt-Hawara Baumgartner und Vogl zufällig im Sektor E des Happel-Stadions – und man beschliesst gemeinsam, Wödmasta zu werden.
Womit wir wieder an der Mittelauflage gelandet wären. Anpfiff!